Rettungshundesport

Rettungshundearbeit ist kein gewöhnlicher Hundesport. Denn Leben zu retten ist kein Freizeitspaß, sondern fordert eine sehr hohe Einsatzbereitschaft von Hund und Mensch. Generell würden sich viele Hunderassen für die Rettungshundearbeit eignen, jedoch sollen die Vierbeiner einige wichtige Voraussetzungen, wie ausgeglichenes Wesen, Spiel- und Beutetrieb, Arbeits- und Leistungsbereitschaft mitbringen. Eine gute körperliche und geistige Kondition muss durch gezieltes Training aufgebaut werden. Aber auch an den Hundeführer werden bestimmte Anforderungen gestellt. Er braucht den Willen, im Rettungsbereich zu arbeiten und muss sich neben den entsprechenden körperlichen Voraussetzungen, guten Kenntnissen bei der Ersten Hilfe am Menschen und an den Hunden auch noch weitere Fähigkeiten wie Geländeorientierung, Abseiltechnik, Einsatztaktik, Funk, Schadensbeurteilung und Einsatzmanagement aneignen. Außerdem sollte er teamfähig sein, denn jeder Hundeführer ist gleichzeitig Helfer für seine Kollegen.

Die Grundausbildung eines Rettungshundes dauert bis zu drei Jahren, wobei drei bis vier Trainingstage pro Woche keine Seltenheit sind.

 Fährtensuche

Bei der Fährtensuche folgt der Rettungshund einer Spur, die ein Vermisster hinterlassen hat. Diese Spur, die in erster Linie durch die Bodenverletzung definiert ist, kann auch bereits mehrere Stunden alt sein - wichtig ist nur, dass der Ausgangsbereich der Suche bekannt ist.

 Flächensuche

Wenn man einen verirrten Menschen z.B. in einem Waldstück vermutet, den Ausgangspunkt seiner Spur aber nicht kennt, so muss die ganze Fläche durchsucht werden. Dabei wird der Hund vom Hundeführer in Zickzackbewegungen geschickt, während er selbst sich in gerader Linie durch den ihm zugeteilten Suchbereich bewegt. So können einige wenige Rettungshundeteams innerhalb kürzester Zeit - und vor allem auch nach Einbruch der Dunkelheit - ein relativ großes Gebiet durchsuchen und vermisste Personen aufstöbern.

 Trümmersuche

Die Trümmersuche ist die wohl schwierigste Aufgabe für einen Rettungshund. Neben den Schäden nach Erdbeben, werden die Teams in letzter Zeit auch häufiger bei Hauseinstürzen nach Gasexplosionen oder nach Murenabgängen eingesetzt. Dabei muss sich der Hund auf und in eingestürzten Gebäuden bewegen und selbständig nach verschütteten Opfern suchen und den Fund seinem Hundeführer anzeigen. Er darf sich dabei weder durch Geräusche, noch durch verstreute Essensreste oder Kleidungsteile ablenken lassen.

 Lawinensuche

Nach dem Abgang von Lawinen werden immer wieder Menschen vermisst. Lawinensuchteams suchen dann meist unter extremen Bedingungen und großer Gefahr nach den Verschütteten. Hier spielt auch der Zeitfaktor eine große Rolle.

Wasserrettung

Bei der Wasserrettung werden häufig sogenannte “Wasserhunde”, wie Neufundländer oder Landseer eingesetzt. Die Hunde schwimmen dabei in einem speziellen Geschirr zum Opfer und bieten ihre Hilfe an. Das Opfer kann sich dann am Geschirr festhalten und sich ziehen lassen. Ist das Opfer bewusstlos, fasst der Hund den Arm oder die Hand der Person und zieht sie an Land.

 Ausbildung:

Rettungshundearbeit im Sportbereich ist für die Tiere neben den Anstrengungen auch der Garant für Spaß bis ins hohe Hundealter, da für den Hund kein Unterschied zwischen Training und Ernstfall besteht. Es ist aber eine extreme Bindung zwischen Hundeführer und Hund notwendig, die es in keiner anderen Hundesportart gibt. Das gegenseitige blinde Vertrauen kann im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden. Gemeinsam mit seinem Hundeführer müssen die Hunde verschiedene Prüfungen bestehen. Die Arbeit ist vor allem deswegen so abwechslungsreich, weil die Situationen und Aufgaben, die zu meistern sind, immer wieder unterschiedlich sind. Jedem Hundeführer ist es überlassen, ob er die Rettungshundeausbildung zu Einsatzzwecken oder als Sport ausüben möchte, wobei zu sagen ist, dass ein guter Sporthund auch ein guter Einsatzhund ist.

Die Ausbildung zum Rettungshund dauert im Regelfall drei Jahre. Neben der Basisausbildung (Welpenkurs, Junghundekurs, Anfängerkurs) muss zunächst die Grundstufe der Begleithundeprüfung (BH) mit Verhaltenstest (VT) abgelegt werden. Diese Prüfung ist Voraussetzung für die Teilnahme an weiteren Prüfungen und Wettkämpfen im Hundesport, egal in welcher Sportart. Gleichzeitig mit dem Welpenkurs beginnen schon die Gewöhnung an unterschiedliche Untergründe, das Lernen des Verbellens und der erste Kontakt mit verschiedenen Geräten, die der Hund bei späteren Prüfungen bewältigen muss.

Prüfungen:

Anschließend können die Prüfungen RH-E (Rettungshunde Eignungsprüfung), RH-F, RH-FL und RH-T in den Stufen A bis B und RH-L und RH-W in den Stufen A bis C in aufsteigender Reihenfolge abgelegt werden. Der ÖBK bietet diese Sportart momentan noch nicht an, hat aber einige Boxer in seinen Reihen, die diese Sportart national und international erfolgreich betreiben.

Die Hunde werden nach der derzeitig gültigen Prüfungsordnung in zwei Sparten (Nasenarbeit, Unterordnung und Gewandtheit) ausgebildet wobei es fünf verschiedene, sich in der Nasenarbeit unterscheidende, Varianten gibt.

Abteilung A: Nasenarbeit

Variante 1: Fährte (RH-F)

Der Hund muss einer, von einem Helfer gelegten, Spur folgen, verlorene Gegenstände anzeigen und am Ende diese Person anzeigen. Die Arbeit entspricht in weiten Teilen der FH 3. Allerdings beträgt die Länge der Fährte 2000 Schritte mit einer Liegezeit von drei Stunden. Die Person am Ende muss nach der neuen PO bellend angezeigt werden.

Variante 2: Fläche (RH-FL)

Hier befindet man sich auf einem großen Gelände mit bis zu 40.000 m² (Wald, offenes Gelände, Sumpfgebiet, usw.). Der Hund wird vom Hundeführer durch das Gelände geleitet und muss innerhalb einer bestimmten Zeit 3 versteckte Personen durch Verbellen anzeigen.

Variante 3: Trümmer (RH-T)

Der Hund muss hierbei in einem Trümmergelände von bis zu 1.200 m² (z.B.: eingestürzte Häuser, Trümmerkegel, Recyclinganlagen) in bis zu drei Metern Tiefe oder einer Höhe bis zu 2 Meter die (ohne Sicht- und Berührungskontakt) versteckten Personen unter Ablenkung von Lärm, Helfern und Gerüchen und durch gezieltes Lenken des Hundeführers aufsuchen. Anzuzeigen sind diese Personen durch Kratzen, Scharren und Verbellen am Ort des stärksten Geruchsaustrittes.

Variante 4: Lawine (RH-L)

Hier muss der Hund die von Lawinen verschütteten Personen auffinden und ebenfalls durch Scharren und Verbellen anzeigen.

Variante 5: Wasser (RH-W)

Dem Hund wird hier unter anderem abverlangt, Rettungsmittel zu Ertrinkenden zu bringen, reglose Personen aus dem Wasser zu bergen und Distanzen von bis zu 1000m zu schwimmen.

Abteilung B: Unterordnung und Gewandtheit (seit 1.1.12 eine Abteilung)

Die Unterordnungsteile sind ähnlich wie auch in der Begleithundeprüfung. Der Hund hat hier eine Freifolge zu zeigen, Sitz, Platz und Steh aus der Distanz, Bringen auf ebener Erde und Ablegen unter Ablenkung. Neu ist, dass sich in der Menschengruppe zwei Hunde (Rüde und Hündin) befinden, die dem Prüfungshund direkt begegnen.

Es sind verschiedene Geräte zu absolvieren: Fassbrücke, Sacktunnel, Leiter, Begehen von unangenehmem Material (nur bei Eignung), Lenkbarkeit auf Tischen in 40 Metern Entfernung und Tragen durch fremde Personen.

Im Rettungshundesport werden zahlreiche, auch internationale Wettbewerbe (Prüfungen) durchgeführt. Höhepunkte sind sicherlich die von den ÖKV - Verbandskörperschaften abwechselnd jährlich ausgetragene Österreichische Staatsmeisterschaft für Rettungshunde und die jährlich in wechselnden Ländern ausgetragene IRO-Weltmeisterschaft.

 Die RH-Ausbildung und der RH-Sport sind eine tolle Sache, wenn man sie mit dem nötigen Ernst und entsprechender Disziplin betreibt. Neben dem Zeitaufwand (wie bereits zu Beginn angegeben) wird je nach Sparte und zunehmenden Fortschritt der Ausbildung auch der Reiseaufwand zu den einzelnen Trainingsgeländen immer grösser.

Mittlerweile wird die Rettungshundearbeit auch von anderen Hundesportlern geschätzt und in der Öffentlichkeit haben die Rettungshunde bereits großen Anklang gefunden.Dies zeigt auch, dass bei vielen Großveranstaltungen immer wieder Rettungshundevorführungen am Programm stehen.